Das Ende in Stalingrad
Zeit ist Blut
Von den ursprünglich 249.600 und zusätzlich 19.300 Hilfsfreiwilligen und russischen Überläufern bei
der Kapitulation am 31.01.43 gingen zw. 92.000 - 120.000, nach anderen
Angaben bis zu 200.000 Soldaten in russische Kriegsgefangenschaft. Die
Zahlen sind nicht bestätigt. es sind verschiedene Schätzungen abgegeben
worden. Die Gefangenschaft überlebten nur ca. 6.000 Soldaten.
Während der Kämpfe bis zur
Kapitulation wurden 24.910 Verwundete abtransportiert. Wie viel davon der
389. ID. unterstanden ist reine Spekulation. Durch das monatelange Leben und
Sterben an der Hauptkampflinie war nur eines getreu dem russischen Motto
klar: Zeit ist Blut! (russische Abwandlung von Zeit ist Geld)
Warum die 6. Armee nicht früher
kapitulierte hat, warum das elendige Sterben nicht schon früher aufhörte,
hatte geschichtlich gesehen unter Umständen einen strategischen Sinn. Die sich unfreiwillig
aufopfernde 6.Armee band seit Anfang Dez. 42 sechzig große Verbände der
Russen. Die Lage der beiden Heeresgruppen Don und Kaukasus wäre Katastrophal
geworden, wenn Gfm Paulus Anfang Januar 43 kapituliert hätte. Die Auffassung
Paulus, die auch Manstein teilte, bestätigten Jahre später auch die
russischen Marschäle Tschuikow und Jeremenko. Dies ist aber nur eine
Theorie. Ob es die Verbissenheit Hitlers alleine war, die Angst vor
Befehlsverweigerung andererseits oder einfach nur die riesigen Verluste an
Mensch und Material, die man glaubte retten zu können. Wie auch immer, man
wird es nie wissen.
Obwohl die so genannte Kapitulation (die keine
offizielle war) bereits am 31.01.43 stattfand, kämpfte die 389.ID. bis zum
02.02.43 aussichtslos getrieben von ihren Anführern in den Tod. Viele
hochrangigen Kommandeure wurden selbstverständlich rechtzeitig ausgeflogen
(siehe Jänecke) Viele Gefangene der Division sind meines Erachtens nach
nicht gemacht worden.
Erbitterter Feindwiderstand,
aufopfernd für ihr Land heißt es. Übersetzt: elendig verreckt für nichts!
Der Vormarsch |
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Das Schlachten im Kessel |
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Feldpost aus dem Kessel |
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Der Kessel ist geschlossen |
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Erste Ausbruchsplanung Nov.
1942 |
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Kampfabschnitt
Geschützfabrik - das Leben im Kessel
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Zustand Flugplatz Gumrak 07.01.43 |
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Wetterlage am 07.01.1943 |
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Auszug Traktorenwerk |
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Funksprüche aus Stalingrad |
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Lagebericht des Oberkommandos der Wehrmacht |
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Kriegsgefangenschaft |
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Bildmaterial |
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Stosstrupp in Stalingrad - links im Bild Sturmgeschütze zur Verstärkung
Der
Vormarsch
Das
Schlachten im Kessel
Als im September 1942 die ersten Infanterie- Stosstrupps in
Stalingrad eindrangen, begann der monatelange Kampf der Infanterie um diese
eine Stadt. Über 300.000 deutsche Soldaten kämpften ohne richtige
Verpflegung, mit wenig oder keiner Munition gegen eine Übermacht an Menschen
und Material. Nach Schließung des Kessels gab es nur noch eine Linie - Die
Hauptkampflinie - Um jedes Haus wurde erbittert gekämpft. Die Ausfälle an
Mensch und Material waren mit der unzureichenden Luftversorgung nicht zu
ersetzen. Der Kampf wurde im wesentlichen mit Stosstrupps geführt.
Es war am 19.11.42, als 40 russische Divisionen mit 12.000 Geschützen und 2
Panzerkorps, gestützt von 1.200 Schlachtflugzeugen die Kesselschlacht um
Stalingrad eröffneten.
Jämmerlich was das Leben der deutschen Landser. Abgeschnitten von Nachschub,
fern der Heimat und nah des Todes. Man wusste oft schon im Vorfeld, dass man
Stalingrad nicht überleben konnte. Nach "hinten" konnte man nicht, da wurde
man von den eigenen Truppen erschossen. So kauerte man in seinem
Granattrichter, Loch oder hinter einer Hausecke und wartete auf den nächsten
Feuerüberfall. Woher die Landser diese Kraft für den fortwährenden Kampf
nahmen, ist bis heute ein Rätsel. Die Außentemperaturen von bis -45 Grad
Celsius ohne entsprechende Winterkleidung forderte auch ihren Tribut.
Erfrierungen jeglichen Grades bis zum Tode waren an der Tagesordnung.
Verwundet bedeutete im Normalfall auch den sicheren, elendigen Tod, man
wurde seinem Schicksal oft überlassen. Die Verbandsplätze waren total
überlastet, Medikamente und Verbandsmaterial gab es schon lange nicht mehr.
Die tägliche Mahlzeit bestand (im besten Falle) aus 200 Gr. Brot für die
kämpfende Truppe (lt. Wehrmachtsaufschreibungen sind mind. 750 Gramm zur
Kampferhaltung notwendig) Wenn an anderer Stelle nichts mehr zu essen da
war, wurde Wasser erwärmt und ein Stückchen Holz abgekocht, um irgendeinen
Geschmack zu erhalten und etwas im Magen zu haben. Ratten waren eine
beliebte Delikatesse. Bei russischen Kesselbildungen gab es immer wieder
Fälle von Kannibalismus, auf deutscher Seite habe ich persönlich nichts
davon gelesen.
Ausgemergelt von Hunger, Kälte und Kampf waren die deutschen Landser
gekennzeichnet. Körperpflege war auch nicht mehr möglich. Das Ungeziefer saß
überall. Aber sie lebten noch. Noch. Die Mannschaften waren oft zu
erschöpft, um Zurückzuschießen. Teilweise wurde das Gewehr fixiert, und per
Seilzug hier und da ein Gegenschuss abgegeben. Die größeren Kaliber hatten
bald eh keine Munition, Pak`s und Panzer wurden stehen gelassen, die
Besatzungen übten sich als Infanteristen. Bis zum letzten Schuss standen die
Männer zu Ihrem Land. Heute ist alles vergessen, nur wenige Gedenken den
tapferen Soldaten, die unfreiwillig in den Krieg ziehen mussten und dort
elendig starben.
Das Sterben war in Stalingrad allgegenwärtig, jämmerliches Verrecken im
Namen des Führers. Jeden Tag ein Stückchen mehr. Statistisch steht die 389.
ID. unter den "Top- 20" Divisionen mit Auszeichnungen. Das spricht meines
Erachtens nach nicht für heldenhaften Einsatz oder talentierte Soldaten,
sondern eher für ein Leben an der Hauptkampflinie! Die Männer der Division
waren nicht besser als andere, sogar schlechter ausgerüstet und nicht
motorisiert. Sie hatten nur ein elendiges Leben bzw. ein langes, elendiges
Sterben.
-Gott sei Ihnen gnädig -
Stadtplan Stalingrad 1942
Der Kessel ist geschlossen
anbei das original der Meldung der Einschließung
Erste Ausbruchsplanung Nov.
1942
Bereits am 21. November vereinigten sich die beiden Stosskeile der
Russen in der Gegend von Tschir. Damit war der Ring um Stalingrad
geschlossen. Schon am nächsten Tage waren die Kommandeure zu einer
Besprechung zur Division befohlen. Der Ausbruch bzw. das Loslösen vom Gegner
wurde in allen Einzelheiten festgelegt.
Ferner wurden folgende Anweisungen gegeben: Fahrzeuge dürfen nur in ganz
beschränkter Zahl mitgeführt werden; die restlichen sind zu vernichten.
Geschütze, die wegen fehlender Bespannung oder bei mot. Abteilungen wegen
Spritmangels nicht mitgeführt werden können; sind zur Sprengung
vorzubereiten. Jeder Mann trägt Sturmgepäck. Die Verpflegung ist zur Ausgabe
bereitzuhalten. Die Gefangenen sollten, in einer Mulde gesammelt, solange
wie möglich unter Bewachung gehalten und freigegeben werden. Kranke und
Verwundete sollen auf behelfsmäßigen Schlitten, die sofort gebaut werden
müssen, mitgeführt werden. Wer während der Loslösbewegung krank oder
verwundet wird, muss seinem Schicksal überlassen bleiben.
Quelle: Eine Deutsche
Division in Russland und Italien - 305. Infanteriedivision 1941 - 1945
Kampfabschnitt Geschützfabrik - das Leben im Kessel
Der Russe ging immer wieder zum Gegenangriff über. Die Sandbank
musste aufgegeben werden. Damit hatten
die Eingekesselten wieder Verbindung mit den Kräften im
südlicheren Stadtteil. Der Verkehr im toten Winkel des Steilabfalls zur
Wolga konnte von uns nicht mehr direkt gestört werden. Dieser Erfolg und
der große Erfolg der Einkreisung der 6. Armee reizte ihre Angriffslust. Sie
wollten alles wieder zurückgewinnen. Die Härte der Kämpfe übertraf alles
bisher erlebte. Das Haus 78 kam bis in den Januar hinein nicht mehr zur
Ruhe. Die Angriffe erfolgten Schlag auf Schlag, zu jeder tages- und
Nachtzeit, überraschend mit Phosphorbomben, die mit Hilfe einer
Schleudervorrichtung geworfen wurden, machten die Russen häufig einen wahren
Feuerzauber. Oft kämpften die Gegner Mann gegen Mann, packten sich am
Kragen, rissen sich einander die Kleider vom leibe und schlugen ihre
Handgranaten sich gegenseitig auf den Schädel. Täglich gab es dort schwere
Verluste; es war ein furchtbarer Schmelztiegel für die Truppe. 30 – 35 Mann
waren zur Besetzung dort notwendig; oft waren es am Abend nur noch 10 – 15
Mann. Die Offiziere waren durchschnittlich 2-3 tage dort. Dann kamen sie
entweder tot oder verwundet.
Der junge Ersatz (Österreicher) war bald aufgebraucht. Nun wurden die Trosse
und die Schreibstuben ausgekämmt und jeder entbehrliche Mann in die Front
gesteckt. Als keine Offiziere mehr da waren, mussten die Hauptfeldwebel an
ihre Stelle treten. Es muss hier gesagt werden: Ein Lob für alle; sie
kämpften mit vorbildlicher Tapferkeit, und so mancher konnte nach wenigen
Tagen mit dem EK1 ausgezeichnet werden. Vermessungstrupps und Artilleristen
wurden umgeschult, und auch diese verbluteten im Vorfeld der Geschützfabrik.
Der zweite Brennpunkt im Abschnitt waren das Haus 38 und 81. Im Haus 83
wurde 2 Tage um einen Raum gekämpft. In den Niemandsraum flogen die
Handgranaten von beiden Seiten. Der Fußboden schwelte, dicker Qualm erfüllte
alle Räume. Ein Mann kam von dort auf den Gefechtsstand. Er wollte
Handgranaten holen. Sein Auftreten war noch ganz vom Kampfgeschehen
diktiert, und er sah wie einer aus, der eben mit dem Tod und Teufel zu
kämpfen hatte. "Handgranante her, ich muss gleich wieder rüber nach Haus 83,
die Kameraden warten auf mich", sagte er hastig. Aber der anwesende Arzt
schaute sich den Mann doch etwas näher an und sagte: "Sie haben ja ganz
blutunterlaufene Augen; Sie könnten ja blind werden. Das kann ich nicht
verantworten. Sie müssen hier bleiben." Antwort: "Die anderen sehen auch
fast nichts mehr, aber wir brauchen Handgranaten." Erst als sich der Mann
der Melderstaffel bereit erklärte, die Handgranaten hinüberzubringen, ließ
sich der Mann beruhigen.
Drei Monate wurde um den Besitz dieser Häuser gekämpft. Dieser östlichste
Punkt wurde vielleicht zum Blutgetränktesten des ganzen russischen
Kriegsgebietes.
Quelle: Eine Deutsche Division in
Russland und Italien - 305. Infanteriedivision 1941 - 1945
Bild
mit freundlicher Genehmigung
von
Geert Rottiers, dem Herausgeber von www.Stalingrad.net
Danke
Auszug über das
Traktoren-Werk "Dscherschinski"
Am 14. Oktober beginnt ein sorgfältig vorbereitetes Unternehmen, ein
Großangriff mehrerer deutscher Divisionen - darunter die 14. Panzerdivision,
die 305. und die 389. Infanteriedivision - auf das Traktorenwerk
Dscherschinksi, an dessen Ostrand der Gefechtsstand der 62. Armee (Gen.
Tschuikow) liegt. Von allen Frontabschnitten der 6. Armee, auch von den
Flanken am Don und in der Kalmückensteppe, zieht man Verstärkungen zusammen.
Fünf Pionierbataillone, in der geforderten Art des Bunkerkampfes geschult,
werden mit Transportmaschinen aus Deutschland eingeflogen. Das ganze VIII.
Fliegerkorps unterstützt den Angriff, der zur Eroberung Stalingrads der
allerletzte sein soll.
Im Morgengrauen des 14. Oktober gehen Artilleriefeuer und Bombenhagel auf
sowjetische Stellungen am Traktorenwerk nieder. Und um 8.00 Uhr tritt die
14, Panzerdivision zum Angriff an. Die deutsche Artillerie schießt mit
massiertem Feuer eine Gasse durch die Minenfelder, bahnt den Stoßtrupps den
Weg zum Dscherschinski Werk. Gegen Abend durchbricht die
Infanterie die sowjetischen Stellungen, dringt dann bei Nacht in das
Werkgelände ein, erreicht das Wolgaufer und spaltet damit die 62. Armee in
zwei Teile.
Der Kampf um dieses Industrieviertel gehört zu den erbittertsten Gefechten
der ganzen Schlacht: »Wir hatten schon viel in Stalingrad erlebt, aber
diesen Angriff der Faschisten werde ich nie vergessen«, so General Tschuikow.
»Wir hatten wohl die Absicht der deutschen Führung richtig erkannt, aber
nicht mit einem derart mächtigen Schlag gerechnet.«
Dieser 14. Oktober ist für die Sowjets der wohl kritischste Tag. Doch schon
drei Tage später spüren sie, dass die Deutschen nicht mehr imstande sind,
einen solchen Schlag zu wiederholen. Vor diesem allerletzten deutschen
Angriff ist der von der 62. Armee gehaltene Hauptbrükkenkopf zwischen der
Wolga und dem Dscherschinski Werk etwa 3000 Meter breit. Und Tschuikow ist
der Meinung, hätten die Deutschen ihren Angriff richtig vorbereitet, wäre
ihnen der Durchbruch in eineinhalb oder zwei Stunden gelungen.
An diesem Abend ist nur noch ein Brückenkopf nördlich der Traktorenfabrik in
sowjetischen Händen. Am Mittwoch, dem 14. Oktober, steht die 62. Armee
unmittelbar vor ihrer Vernichtung, und der Oktober wird für sie der
schwerste Monat sein.
Am Donnerstag, dem 15. Oktober, fallen nochmals Tausende von Bomben auf
sowjetische Stellungen, und die deutschen Panzergrenadiere versuchen bis
zum Gefechtsstand der 62. Armee durchzubrechen. Die Divisionsstreifen der
Deutschen haben hier eine Breite von etwa 1000 Metern, und die Kampfstärke
der verblutenden Kompanien beträgt nur noch 10 bis 30 Mann. Hinter dem so
genannten Niemandsland- manchmal eine dünne Ziegelmauer - verläuft die Front
oft mitten durch die Häuserblocks, und der Kampf spielt sich dann in den
Kellern und einzelnen Etagen ab. Die Eroberung der Trümmer einer kleinen
Werkhalle wird zum Tagesziel und gleicht einem gewonnenen Gefecht. Doch die
6. Armee hat an diesem Nachmittag kein frisches Bataillon mehr, um die
letzten 300 Meter, die sie noch von Tschuikows Gefechtsstand trennen, zu
überwinden.
Der Kommandeur einer der Einheiten der 305. Infanteriedivision, Major
Emendörfer, berichtet, daß in den ersten drei Kampftagen im Industrieviertel
von den 8 Offizieren seines Bataillons 6 in dem Fabrikgelände ausgefallen
seien.Die sowjetischen Verluste sind ebenfalls entsetzlich. In zweitägigen
Kämpfen verloren die Truppen dort 75 Prozent ihrer Stärke.
Zunächst ist der Angriff erfolgreich: Bis zum 15. Oktober wird der größte
Teil des Industrieviertels mit dem Traktorenwerk erobert. Und am
Sonnabend, dem 17. Oktober, ist beinahe das ganze Werk Krasnaya Barrikady in
deutscher Hand. An diesem Tag läuft sich aber der deutsche Angriff in
Einzelkämpfen fest. Unterirdische Gänge, die einzelne Teile der großen Werke
miteinander verbinden und mit denen die Sowjets gut vertraut sind,
ermöglichen es ihnen immer wieder, überraschend im Rücken der deutschen
Truppen aufzutauchen und zuzuschlagen.
In diesen Kämpfen schwindet die Kraft der deutschen Divisionen dahin, die
seit vier Monaten in ununterbrochenem Einsatz stehen. Etwa ab 17. Oktober
verstärken die sowjetischen Luftstreitkräfte ihre Tages- und Nachtangriffe
so bedeutend, daß die deutschen Jagdfliege ihre »unangetastete nächtliche
Luftherrschaft« zusehends verlieren. Die Verstärkungen sind in den letzten
10 Tagen aus anderen Teilen des Landes hierher verlegt worden und beginnen,
den Nachthimmel über der Stadt zu
beherrschen. Dabei wird erstmalig der neueste Jäger Jakowlew Jak-9
eingesetzt, ein ideales »Flugzeug für Piloten«, wie die Sowjets ihn
bezeichnen: leicht, einfach zu handhaben und vor allem mit einer
ausgezeichneten Wendigkeit und Flugleistung bis zu etwa 5000 Metern.
Besonders gefährlich ist der archaisch anmutende Doppeldecker Polikarpow
Po-2, das richtige »Mädchen für alles«, von den Sowjets Kukurusnik und von
den Deutschen wegen des Motorengeräusches Nähmaschine oder Rollbahnkrähe
genannt. Dieser Apparat, Baujahr 1928 mit
170-PS-Sternmotor, ist für den deutschen Landser eine wahre Plage, der ihm
die nächtliche Ruhe raubt. Er steuert bei Nacht seine Ziele mit
ausgeschaltetem Motor an, und erst die Bombenexplosion signalisiert seine
Anwesenheit.
Sie hängen Nacht für Nacht über den deutschen Stellungen und dem nahen
Hinterland und halten den Gegner in dauernder Unruhe und Anspannung. Da die
Po-2 überall landen können, liegen ihre Startplätze dicht hinter der
Front und ermöglichen es ihnen, 3 bis 4 Einsätze in einer Nacht zu fliegen,
jedes Mal mit zwei 700- oder vier 50-Kilo-Bomben.
Ihre Wirksamkeit wird noch erhöht durch eine gut funktionierende
Zielanweisung des Bodensignaldienstes: mit Hilfe von Scheinwerferstrahlen
wird das Ziel markiert. Diese kleinen Maschinen werfen bei ihren Einsätzen -
nach sowjetischen Angaben - während der Stalingrad- Schlacht über 20 000
Tonnen Bomben ab, was den Bombenabwürfen der deutschen Luftwaffe auf England
im Jahre 1941 entspricht.
Bei ihren Gegenangriffen während der Straßenkämpfe verzichten die Sowjets
auf den Einsatz der Truppen in größeren Einheiten. Bei den Regimentern der
62. und 64. Armee entstehen so genannte Stalingrader Sturmgruppen: kleine,
schlagkräftige Trupps.
Die Kämpfe um den Mamai-Hügel und im Industrieviertel sind die Geburtsstunde
einer richtigen »Scharfschützenbewegung«. Ihr Initiator: Unterfeldwebel W.
G. Saizew, ein passionierter Jäger aus Sibirien. Seine
Idee findet das besondere Interesse der Kriegsräte, der politischen Führung
der 62. und 64. Armee, und hat in N. S. Chruschtschow einen energischen
Förderer.
Auf seinen Vorschlag werden in jedem Regiment Scharfschützengruppen
gebildet: Die Kommandeure teilen die deutschen Verteidigungsabschnitte vor
ihren Linien in kleine Sektoren und setzen auf sie je zwei
Scharfschützen an. Die Scharfschützen richten sich dort 3 bis 4
Feuerstellungen ein, die sie je nach der Lage wechseln. Die besten von ihnen
dürfen sich sogar ihren Beobachtungssektor und das Schussfeld selbst
aussuchen.
Quelle-Stalingrad (J.Piekalkiewicz)
Deutsche Soldaten stürmen die Barricade
Auszug aus der
Divisionsgeschichte der Nachbardivision, der 100. Jäger
11. November 1942 - ein neuer Angriff war befohlen. Die nördlich der
Division stehende 305. ID griff den noch nicht eroberten Teil des "Roten
Oktober" an, die 100. Jäger täuschte zusammen mit ihrem südlichen
anschließenden Nachbarn durch Stoßtruppunternehmen den Gegner über Größe und
Ausdehnung des Angriffs. Das IR. 369, jetzt nur mehr ein Bataillon stark,
wurde der 305. ID. unterstellt.
Während die Stoßtruppunternehmen der Division etliche Erfolge erbrachte, kam
die 305. ID und ihr linker Nachbar, die 389. ID, nicht recht vorwärts. Am
13.11.42 wurde nochmals angegriffen, die Kroaten erlitten dabei größere
Verluste, de Erfolg fiel aber mit der Eroberung einer großen Werkshalle
sowie die Einnahme von nur 2 Häuserblocks recht mager aus. Am 16.11.42 fiel
der erste Schnee. In den Nächten gab es bereits öfters Minusgrade.
Während in der Stadt immer noch um einzelne Häuserblocks gekämpft wurde,
bahnte sich nördlich und südlich von Stalingrad die Katastrophe bereits an.
Es passierte genau das, was Hitler laut Kriegstagebuch vom OKW vom 16.08.42
befürchtete, nämlich dass Stalin den russischen Angriff von 1920 wiederholen
könnte; einen Vorstoß über den Don bei und oberhalb Sserafimowitsch. Das
geschah dann auch. Nicht weit davon, wo die 100. Jg-Div im September
gestanden hatte, brachen die russischen Panzermassen am 19.11.42 in die
rumänischen Linien ein, überrollten sie im ersten Ansatz und stießen nach
Südsüdosten auf die Donbrücken vor. Dort vereinigten sie sich mit den von
Süden her vorstoßenden Panzerkeil und vollendeten die Einschließung der 6.
Armee am 23.11.42.
Innerhalb der Divisionen liefen zuerst Gerüchte um, als eben abmarschierte
Urlauber traurig zurückkamen und von einer Urlaubssperre berichteten. Weiter
hinten bei den Trossen hörte man Kampflärm von der Südriegelstellung her. In
der Stadt selbst gab es kaum Gefechte. erst langsam wurde es allen klar.
Stalingrad war eingeschlossen.
Ausstattung der Stärke am Beispiel der 100. Jg.Div.
- Gefechtsstärke 4.688 Mann, dagegen Verpflegungsstärke 8.675 Mann. 15 Pak
waren noch einsatzbereit, 75 Prozent der Munitionserstattungen noch
vorhanden. Der Artillerie standen nicht ganz 50 Prozent der
Munitionsausstattung zur Verfügung.
Die Auswirkungen der Einschließung auf die Versorgung machten sich sehr
bald bemerkbar. Am 26.11.42 wurden die Verpflegung auf halbe Portionen
gekürzt. Gerüchte besagten, dass die 6. Armee versuchen werde, aus dem
Kessel nach Westen auszubrechen. Und so verbrannte man Akten, Karten und
alte Befehle; die meisten Troßfahrzeuge wurden zerlegt und gingen in Flammen
auf. Aber bereits am 26.11.42 abends wurde denjenigen, die an einen Ausbruch
glaubten, alle Illusionen genommen. Im Aufruf des Führers an die Soldaten in
Stalingrad hieß es unmissverständlich: "Die Armee bleibt in der Festung
liegen und igelt sich ein" Zu diesem Zeitpunkt exitierten vom IR. 369 fast
nur noch Regimentseinheiten und die Trosse. Was noch schießen konnte, war im
Bereich der 305. ID eingesetzt.
Quelle: Mit Tanne und Eichenlaub - Div.
Geschichte der 100. Jg-Div
Funksprüche
Funkspruch am 01.02.43 /
17.25 Uhr (durch Adolf Hitler):
Ich erwarte, dass der Nordkessel [mit
eingeschlossener 389. ID] von Stalingrad bis zum letzten hält. Jeder Tag,
jede Stunde, die dadurch gewonnen wird, kommt der übrigen Front entscheiden
zugute.
Letzter Funkspruch am 02.02.43
Wolkenhöhe fünftausend Meter - Sicht zwölf Kilometer - klarer Himmel -
vereinzelt kleine Wölkchen - Temperatur einunddreißig Grad minus - über
Stalingrad Nebel und roter Dunst -
Wetterstelle meldet sich ab -
Gruß an die Heimat
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