Kriegsgefangenschaft
Kriegsgefangenschaft
Die endlosen Kolonnen der
ausgemergelten, verdreckten, verhungerten und elendigen Gestalten
(nachfolgend "Überlebende" genannt) marschierten nach der Kapitulation in
Richtung Westen. Die Russen nahmen den Gefangenen deutschen Soldaten alles
ab, was sie brauchen konnten. Dem einen zogen sie die Stiefel aus, dem
anderen nahmen sie die Decke oder den Rucksack weg. Aus vorbeifahrenden
LKW`s schossen sie oft zum Spaß mit der MP in die Gefangenengruppen. Viele
Kolonnen marschierten Tagelang durch die Steppe, wer entkräftet zurückblieb
oder aus der Reihe turmelte, erhielt den Fangschuß. So wurde "selektiert"
und wenn so ein Zug von Elendsgestalten endlich in einem Lager ankam, hatten
die meisten ihre letzten Kraftreserven eingebüßt.
In den Gefangenenlagern gab es dann
pro Tag einen halben Liter dünne Suppe mit ein paar Fischgräten darin, etwa
300 Gr, Brot und einen Esslöffel Zucker. Das große Sterben fing an und zur
Entkräftung gesellte sich oft noch das Fleckfieber.
Es starben täglich Hunderte. Von
einem Kommando wurden sie irgendwo außerhalb des Lagers begraben. Mancher
notierte sich auf einem Zettel oder Papierfetzen die Name der verstorbenen
Kameraden, um später die Angehörigen verständigen zu können. Aber die
meisten Zettel wurden später bei den Filzungen gefunden und wanderten ins
Feuer.
Nach der ersten großen Sterbewelle
wurden ab dem Frühjahr 1943 die Überlebenden mit allen möglichen
Propagandatricks behandelt, um dem "Nationalkomitee Freies Deutschland" oder
dem "Bund Deutscher Offiziere" beizutreten. Mit psychischer und physischer
Vernichtung wurde bei Ablehnen gedroht. Um bessere Verpflegung zu bekommen
und aus Angst erlag man schließlich den Werbungen.
Originalaussage Div.- Geschichte 100.
Jg.Div. - Nachbardivision der 389. ID im Kessel von Stalingrad
Zeichnung eines
ehemaligen Kriegsgefangenen vom Kriegsgefangenenlager Stalingrad vom 25.
November 1946, eingegangen bei der Wissenschaftlichen Kommission für
deutsche Kriegsgefangene.
(BArch B 205 / 1079)
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